Auf der Suche nach den Gewinnern im weiteren Wirtschaftszyklus

I. Was für Fondsinvestoren wichtig ist

  • Per Ende April lag die Netto-Aktienquote bei 71 %. Ende März hatte diese noch bei 0 % gelegen.
  • Stand heute (9. Mai 2018) liegt die Aktienquote bei rund 95 %, relevante Absicherungen bestehen keine.
  • Das Gewicht der Investitionsthemen wurde im April signifikant in Richtung auf spätzyklischere Bereiche verschoben.
  • Das Risikomanagement-System zeigt derzeit nicht mehr GELB, wie noch Ende März, sondern wieder GRÜN für die Aktienmärkte an. Das heißt nicht, dass Aktien unmittelbar steigen, aber die Gefahr eines gravierenden Absturzes ist wieder deutlich geringer geworden.

II. Technologie und Konsum

Der Technologiesektor wurde früher als riskantes, dem Venture Capital ähnliches Investitionsfeld wahrgenommen. Das ist an der Börse definitiv vorbei. Warren Buffett ist einer der weltweit führenden Investoren im Bereich Konsum. Sei es Coca-Cola, Procter & Gamble oder Fruit of the Loom, damit kennt er sich aus. Sogar Berkshire selbst war eine Textilfabrik, bevor Warren Buffet die Gesellschaft zu einer Investitionsholding umgebaut hat. In diese Sammlung hat Buffet Apple aufgenommen und die Position in den letzten Wochen deutlich aufgestockt. Für ihn ist Apple kein Technologieunternehmen, sondern ein Konsumgüterhersteller. Und Konsumgüterhersteller gehören zum „Brot- und Buttergeschäft“ an der Börse.

Warren Buffet und sein Kollege Charlie Munger setzen sich hiermit klar von Elon Musk ab, der immer behauptet, Tesla sei ein Technologieunternehmen und kein Autohersteller. Diesen scheinbar kleinen semantischen Unterschied tragen Buffet und Musk inzwischen auch in einem über diverse Medien stattfindenden Wortgefecht öffentlich aus. Unsere Meinung zu Tesla haben wir ja schon im letzten Jahr in einer Notiz ausführlich dargestellt. Wir halten es argumentativ klar mit Buffet und Munger – eigentlich mehr mit Munger, denn er ist es ja, der für sich in Anspruch nimmt, Warren Buffet davon überzeugt zu haben, dass es nicht Investitionen nach dem Value-Ansatz gibt, sondern eben auch die „Superunternehmen“, die man einfach besitzen muss. Unternehmen mit überragenden Positionen in interessanten Märkten, überzeugenden Eigentümern und einem guten Management. Dass viele dieser Unternehmen innerhalb von stabilen Oligopolisten agieren, dürfte Sie nicht wundern.

Im April haben wir bei Konsumwerten deutlich zugekauft. Moncler und Swatch, die beide im Bereich höherpreisiger Konsumprodukte agieren, sind zwei Beispiele.

Im Technologiesektor konzentrieren wir uns aufgrund unseres Erfahrungshintergrunds auf den Bereich Vakuum, Semiconductor und Robotics. Die von uns entsprechend unseres Private Equity Ansatzes präferierten Unternehmen sind Zulieferer der bekannten Hersteller und verfügen über Marktpositionen, die nach unserer Einschätzung teilweise mindestens so attraktiv sind wie diejenige von Apple oder Amazon.

Die Überprüfung unserer Technologietitel im Portfolio im April konzentrierte sich darauf festzustellen, welche Gesellschaften hoch bewertet und welche eher als niedrig bewertet einzustufen sind. Derzeit ist es so, dass unter den mittelgroßen US-Technologiezulieferern (also LargeCaps wie Lam Research und nicht MegaCaps wie Apple)  zahlreiche Gesellschaften sehr niedrige Bewertungen und hohe Dividendenrenditen aufweisen. Im Unterschied dazu ist die Bewertung europäischer börsennotierter Technologieunternehmen teilweise signifikant höher (zum Beispiel langfristiges KGV Lam Research (USA) circa 10, Comet und Inficon (beide CH) deutlich über 15).

Unseren Fokus im Technologiebereich haben wir aufgrund dieser deutlichen Bewertungsunterschiede auf die Werte verschoben, die als „ValueTech“ bezeichnet werden können. Höher bewertete Titel wie Comet und Inficon, die zudem nicht so stark auf die Themen Vakuum und Halbleiter konzentriert sind, haben wir im April vollständig abgebaut.

Der Kursverlauf der letzten sechs Monate zeigt, dass es nicht so prickelnd war, viele Lam-Aktien im Portfolio zu haben. Apple entwickelte sich gerade in den letzten Wochen viel besser, genauso der DAX. Wir hatten unsere Lam-Position zwischenzeitig auch deutlich reduziert. Bei Rückkäufen von Lam-Aktien  im Februar hatten wir mehr Fortune als in der ersten Aprilhälfte, als wir den Bestand bei Kursen über US$ 200 weiter aufgestockt haben. In der zweiten Aprilhälfte trugen dann Technologiewerte wie Lam nicht gerade positiv zur Monatsperformance des Fonds bei.

Der Blick auf die letzten drei Jahre zeigt aber auch, dass für langfristige Anleger die Wahl des richtigen Investitionsfelds und innerhalb dessen der richtigen Unternehmen bedeutend wichtiger ist, als das Timing beim Kauf. Und gut positionierte Zulieferer profitieren von Megatrends deutlich stärker als die allseits bekannten „Houshold-Names“. Nach der ausgeprägten Korrektur von Dezember 2015 bis Februar 2016 waren es damals auch die Technologiewerte, die den weltweiten Börsenzug wieder in Fahrt gebracht haben. Lam Research ist seit Mai 2016 bis heute – mit Ausnahme vom März 2018 – durchgängig unter den Top-10-Positionen des Fonds zu finden gewesen. Apple-Aktien befanden sich bisher nie im Portfolio.

III. Energie und Materials

Der Bereich Energie macht uns viel Freude.  Nicht nur unsere größte Portfolioposition Uniper (Abspaltung Eon; Profiteur steigender Strom- und CO2-Preise), auch Royal Dutch Shell, der Zulieferer für US-Driller Schoeller-Bleckmann und Tullow Oil sind Teil unseres Energie-Portfolios. Wir gehen von weiter steigenden Ölpreisen aus, zumindest bis zum IPO von Saudi-Aramco. Die Perspektiven für die Strom- und CO2-Preise in Europa sind eher noch besser.

Weiterhin auch große Positionen – aber nicht innerhalb der Top-10 – hält der Fonds in Glencore und Teck. Beide Aktien sind auf NE-Metalle konzentriert und ergänzen sich aufgrund der völlig unterschiedlichen geografischen Standorte unter Länder-Risikoaspekten sehr gut. Mit Barrick Gold haben wir auch erstmals eine Goldminenaktie in das Portfolio aufgenommen. Ebenfalls unter den Top-10 befindet sich mit K+S unser derzeit größtes Engagement im Bereich spätzyklischer Soft-Commodities.

 

 

IV. Risiko

Die Risikosituation hat sich im April verändert. Ein Crash ist nach unseren Systemen im Moment nicht mehr zu erwarten. Die Risikoampel ist auf GRÜN umgesprungen. Das heißt nicht, dass die Kurse unmittelbar steigen werden. Aber die Volatilität nimmt ab, das langfristige Kapital ist wieder dabei, neue Positionen aufzubauen und das beides ist mittelfristig positiv für den Markt.

© Shutterstock / AlexandreNunes

In der ersten Aprilhälfte wurde das Portfolio noch in signifikantem Umfang abgesichert. Wie bereits berichtet, erfolgt die Absicherung jetzt nicht mehr ausschließlich über den DAX, sondern über einen Korb an Index-Futures, der vom Umfang her analog zum Länderanteil im Aktienportfolio gesteuert wird. Der positive Effekt dieser Umstellung zeigt sich daran, dass der Fondspreis in der ersten Aprilhälfte bei steigenden Indizes trotz noch teilweise bestehender Absicherung nicht gefallen, sondern wie angestrebt stabil seitwärts gelaufen ist.

V. Ausblick

Kurzfristig können schon kleine Nachrichten dafür ausreichen, dass der Markt sich nochmals in die Richtung der Februar-Tiefs bewegt. Auf diesen Niveaus gibt es dann aber sicher Kaufgelegenheiten. Das im letzten Jahr Mantra-mäßig auf allen Kanälen wiederholte „Buy-the-dip“ war schon länger nicht mehr laut zu hören wie auch schon. Sell in May kann kurzfristig Erfolg bringen, wenn die Börsen nochmals korrigieren, aber mit dem Kaufen sollten Sie nicht bis nach den Sommerferien warten. Die Märkte können den per Jahresende dann feststehenden Jahreshöchstständen schon im zweiten Quartal sehr nahekommen.


Georg Oehm

Unternehmer mit Faible für Hosenträger & Shorts (als Kleidungsstücke und Investments) der an die persönliche Entwicklung von Menschen & an korrekte und engagierte Arbeit zur erfolgreichen Lösung von Problemen & Organisation von Projekten glaubt. Fokussiert auf Verhandlungen und Investitionen - immer mit Blick auf das Endergebnis.

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