Fonds-Information April 2016
„April, April – don’t sell before May“ lautete die Überschrift unserer letzten Mail – und diese Aussage gilt unverändert auch heute noch – mit der Betonung auf before.
Portfolio
Ruhigeres Fahrwasser
Die Aktienmärkte haben im Vergleich zu Januar und Februar in ein ruhigeres Fahrwasser gewechselt. Stromschnellen können zwar auch innerhalb von Tagen auftreten, aber derzeit schätzen wir die Lage so stabil ein, dass auf Kursabsicherungen durch Futures verzichtet werden kann. Der Fonds ist wie bereits Ende März zu rund 80% investiert, ebenfalls rund 20% beträgt weiterhin die Kasse.
Portfoliostruktur
Der Anteil des Portfolios, der in Aktien aus den großen deutschen Indizes DAX | MDAX | TecDAX investiert ist, wurde auf unter 3% mehr als halbiert. Die LargeCaps aus der Schweiz im SMI bzw. SLI stiegen leicht auf 16% an. Um 50% erhöht wurde der im SDAX investierte Portfolioanteil auf jetzt rund 19%. Damit ist der Fonds zu weniger als 20% in Mid- und LargeCaps aus Deutschland und der Schweiz investiert. SmallCaps aus Deutschland und der Schweiz hingegen machen mit jeweils etwa 25% zusammen 50% des Gesamtportfolios aus.
Verkäufe
Die gesamte Position an Gategroup-Aktien haben wir mit schönem Kursgewinn verkauft. Die Gesellschaft wird von einer Chinesischen Gruppe übernommen. Dies ist der Grund dafür, dass sich der Anteil der SmallCaps Schweiz per Ende April um fast vier Prozent gegenüber Ende März reduziert hat.
Eine turbulente Entwicklung nahm die Ströer-Aktie. Nach der Veröffentlichung eines kritischen Researches durch einen Short-seller sank der Aktienkurs zeitweise um über 30%. In den Folgetagen haben wir intensiv recherchiert, mit dem Unternehmen gesprochen, aber auch indirekte Kanäle genutzt, um uns ein eigenes Bild von der Situation zu machen.
Zu einer Entscheidung kamen wir auf einem anderen Weg. Es war wieder wie so oft die Frage, ob wir diese Aktie in der aktuellen Situation kaufen würden. Die Antwort war klar: Nein. Nicht, weil der Short-seller Recht hat oder Ströer etwas inakzeptables getan hätte. Sondern, weil wir diesen zugegebener Maßen schwer abgrenzbaren Bereich der Unternehmen, die zu den klaren Gewinnern im Internet gehören, als eher hoch bewertet ansehen. Es gibt auch andere Sektoren, die durchaus vom gleichen Grundtrend profitieren, derzeit aber nicht so sehr in der Gunst der Investoren stehen. Scout und Zalando sehen wir beispielsweise als eher hoch bewertet an, in den USA gilt das sicher für Facebook, LinkedIn und viele andere ähnliche – von den UNICORNS à la Uber will ich gar nicht sprechen.
Wir sehen deutlich mehr Chancen im Bereich der Unternehmen, die als Zulieferer für die Chipindustrie tätig sind und deren Kunden steigende Zahlen von Anlagen an die Intels dieser Welt verkaufen, weil das Internet der Dinge eben nicht nur Software, sondern auch Sensoren, Vakuumventile und viele andere spezielle Bauteile benötigt, ohne die die Entwicklung schlicht nicht durchführbar wäre.
Zurück zu Ströer: die Erholung nach dem Sturz haben wir genutzt, unsere Position komplett abzubauen. Der realisierte Verlust auf die Gesamtposition Ströer lag aufgrund vorher aufgelaufener Gewinne per Saldo bei weniger als 1% des Fondsvolumens.
Auch Short-seller verwenden – ähnlich wie wir – Themen- und Branchenselektions-Strategien. Wir haben deshalb das gesamte Portfolio nochmals daraufhin untersucht, welche Aktien „auf Perfektion“ bewertet sind. Anders gesagt: nur wenn die perfekte aller Welten anhält, kann das Kurs- und Bewertungsniveau weiter aufrecht erhalten werden. Im Ergebnis haben wir uns dazu entschlossen, nicht nur Ströer, sondern auch Lindt & Sprüngli sowie Straumann zu verkaufen. Alle drei Gesellschaften sind hoch bewertet und haben aus unserer Sicht im Vergleich zu anderen Unternehmen weniger kursrelevantes positives Überraschungspotential.

Fondspreisentwicklung im April und Anfang Mai
Der Monat begann mit Kursrückgängen bei den LargeCaps, die unser Portfolio auch ohne Futures-Absicherungen nicht nachvollzogen hat. Von Mitte April bis Mitte Mai setzte dann eine Abwärtsbewegung ein, die zum einen mit Ströer, zum anderen aber auch mit Dialog Semiconductor und Glencore zu tun hatte. Die Schwäche von Apple wirkte sich auf die Zulieferer aus, das Momentum bei den Rohstoffpreisen wich einer kritischeren Sichtweise. Aufgrund unseres konzentrierten Portfolios wurden wir von den Kursrückgängen früher getroffen, DAX und SMI vollzogen die Entwicklung aber nach. Zwischenzeitig setzte eine Erholung ein, die insbesondere den seit Jahresanfang stärker zurückliegenden Schweizer Aktienmarkt beflügelte und auch die im Portfolio stärker vertretenen deutschen SmallCaps entwickelten sich überdurchschnittlich.
Kaufthema Infrastruktur, Bau und Transport
Wußten Sie, dass die Auftragseingänge bei Unternehmen mit Geschäften im Umfeld von Infrastruktur und Bau sich vielfach auf einem Allzeithoch befinden – und das nicht nur in Deutschland? Aus der Zeitungslektüre und der Anlegerstimmung ergibt sich das nicht. Die Bewertungen in diesem Bereich sind teilweise sehr niedrig. Bei mehreren interessanten Gesellschaften bauen wir derzeit neue Positionen auf. Kurz gesagt: Value is back – zumindest in Teilbereichen des Aktienmarktes.
Ausblick
Dass diese Woche so positiv für die Aktienmärkte verlaufen würde, stand nicht in den Karten. Der Bären gibt es weiter viele und ein Zurückfallen des DAX unter die Marke von 9770 kann uns noch einmal Nachtfrost und einen regnerischen Sommer bescheren. Im Garten sind die Eisheiligen vorbei, an der Börse gilt diese Regel leider nicht.
Einen sonnigen Ausklang des Monats Mai wünscht
Georg Oehm
