Holland, Frankreich, NRW – Sicherheitsmaßnahmen vor den Wahlen

Zahlreiche Wahlen in Europa stehen an und morgen geht es los – in Holland, wie umgangssprachlich oft gesagt wird. Üblich ist die Verwendung des Begriffes Holland als Pars pro Toto für die Niederlande seit dem 17. Jahrhundert, als die „Grafschaft Holland“ zur einflussreichsten Provinz der Niederlande aufstieg. Die bis heute große Bedeutung dieser Provinz zeigt sich auch daran, dass mit der Hauptstadt Den Haag und dem Wirtschaftszentrum Rotterdam zwei der wichtigsten Ballungsräume des Landes in Holland liegen.
436: Je maintiendrai – ich werde standhalten
Die Unabhängigkeitserklärung von Spanien 1581 gilt als die Geburtsstunde, der Westfälische Frieden von 1648 bestätigte völkerrechtlich die Unabhängigkeit des Landes. Das Königreich der Niederlande zählt damit zu den ältesten Spielern im derzeit krisengeschüttelten Staatsorchester der EU.
Die konstitutionelle Demokratie in Holland (unter dieser Bezeichnung vermarkten sich die Niederlande übrigens im Tourismusgeschäft, obwohl das nicht bei allen im Land beliebt ist – deshalb bleibe ich mal bei dieser Bezeichnung) ist etabliert, hat eine extrem vielschichtige Parteienlandschaft und wir gehen davon aus, dass das Staatsmotto der Niederlande die Richtung vorgibt: „Je maintiendrai – ich werde standhalten„.
436 Jahre: So alt sind „de Nederlands“. Unternehmen dieses Alters sind selten. Und die Niederlande sind eine Demokratie mit einer extrem vielschichtigen Parteienlandschaft. Es gibt zum Beispiel etwas, das bei uns noch nicht so etabliert ist: Parteien wie D66, die auf bestimmte Konstellationen fokussiert sind. Also nicht langweiliger Dauerkaugummi mit Parlaments-Klebegarantie, sondern mehr Bewegung, die aus der Schublade gezogen wird, wenn es notwendig ist. Googeln Sie einfach mal „D66“. Eine klassische Antwort, wenn das „populist paradox“ zum Tragen kommt: Da dauernd alle von den Populisten reden, wird es der schweigenden Mehrheit irgendwann zu viel … Auch positive Überraschungen sind möglich.
Aktuelle Einschätzung
Stand heute ist es aus unserer Sicht unwahrscheinlich, dass aus der Stimmenzahl für Geert Wilders morgen abgeleitet werden kann, wie Madame Le Pen sich in den französischen Wahlen schlagen wird und auch die oft als Frühindikator für Bundestagswahlen in Deutschland herangezogenen Wahlen im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind aus Sicht der Börse noch weit weg.
Angela Merkel stellt fest, dass die Gelegenheit, sich direkt mit den Ansichten von Steve Bannon am Eingang des Weißen Hauses auseinanderzusetzen, vorerst vom Wettergott verhindert wird: Wintersturm Stella hat den Terminkalender durcheinandergebracht. Vielleicht ist es ja ganz gut, wenn die Wahl in Holland gelaufen ist, bevor Frau Merkel das erste Mal auf die neue US-Administration trifft. Ihr für mich ungewohnter Schulterschluss mit den Holländern bezüglich der derzeitigen Probleme mit der Türkei wirft ja schon erste Schlaglichter darauf, dass es durchaus auch in Berlin zu Positionswechseln und unerwarteten Bewegungen kommen kann.
Risiken
Aus unserer Sicht hat aufgrund des bisherigen Kursanstiegs grundsätzlich die Wahrscheinlichkeit zugenommen, dass es zu unerwarteten Rückschlägen kommt. Unsere Kassequote liegt deshalb mit rund 15 % höher als in den letzten Monaten.
Außerdem sind wir gegenüber dem US-Dollar und dem britischen Pfund weiter vorsichtig. Unser Währungsrisiko gegenüber diesen beiden Währungsräumen haben wir relativ weitgehend abgesichert. Wir wollen keine Währungsverluste erleiden, wenn die Wahlen in Europa aus Sicht der Börsen positiv ausgehen und damit einhergehend der Euro signifikant gegenüber allen Währungen steigt.
Der Euro wird massiv steigen, wenn US-Investoren in größerem Stil in europäische Aktien einsteigen. An den Türen stehen sie schon, nur rein gehen sie noch nicht. Im US-Börsenfernsehen gibt es derzeit kein Thema, das so eine große Rolle spielt, wie Aktien außerhalb Amerikas. Und immer wieder als Favorit genannt wird dabei Europa.
Oft genannte Gründe für europäische Aktien:
– deutlich tiefere Bewertung als US-Aktien (Value)
– bisher deutlich schlechtere Performance („Buy the dip!“) und
– große Abneigung unter US-Investoren (Behavioral Finance: „Be contrarian!“).
Aus unserer Sicht stimmen alle drei!
Sicherungsmaßnahmen
In Währungsfragen läuft es nicht immer nur nach der Zinsdifferenz – seien Sie deshalb vorsichtig! Viele Anleger sind übermäßig long im Dollar und würden große Kursverluste erleiden, wenn die Devisenmärkte zu Gunsten des Euro drehen. Wir sind nicht auf Anlagen außerhalb des Bereiches Deutschland/Schweiz fokussiert, aber große Währungsverschiebungen können sich immer auch an Stellen auswirken, wo es zunächst nicht vermutet wird. Deshalb unser Ratschlag: nicht raus aus Aktien, aber Vorsicht an der Währungsfront.
Nach der Erfahrung des letzten Jahres möchten wir keine Aussage dazu machen, welchen Wahlausgang die Börsen gut finden. Wir konzentrieren uns weiterhin lieber auf gut geführte Unternehmen in Geschäftsfeldern, die unabhängig von Trump, Wilders und Le Pen einfach gute Aussichten haben. Und davon gibt es genug. Große Wechsel im Portfolio gab es nicht. Unsere Aktien laufen so gut, dass wir auch mit 15 % Kasse bisher kein Problem haben, eine Performance auf dem Niveau der Indizes DAX, STOXX EUROPE 600 oder SMI zu erzielen.
Der Lackmustest für die Börsen kommt erst noch: Frankreich.
Dazu mehr zu gegebener Zeit.
