Vive la France | Achten Sie auf Alain Juppé |
Die Franzosen leiden seit Jahren unter einer Rekord hohen Arbeitslosigkeit von knapp 10 Prozent. Anders als in Deutschland spielen deshalb bei der kommenden französischen Präsidentschaftswahl nicht nur Flüchtlinge eine Rolle. James Carville, Bill Clinton’s Stratege bei seiner ersten Präsidentschaftskampagne brachte es auf den Punkt: „It’s the economy, stupid!“
Manche Auguren erwarten, dass der moderat konservative Alain Juppé die besten Chancen hat, neuer Präsident zu werden. Die Entscheidung fällt wahrscheinlich schon bei den nach US-Vorbild neu eingeführten Vorwahlen, die alle Parteien durchführen. Die Agenda von Juppé klingt für deutsche Ohren ein bischen nach déjà-vu – der Tenor ist eine französische Mischung aus Schröder und Thatcher.
Sollte es sich bewahrheiten, dass Juppé – der 1995 als Premierminister an den Gewerkschaften gescheiterte Wirtschaftsreformer – in das Zentrum der Macht zurückkehrt, könnte es durchaus sein, dass in der Eurozone die Rollen getauscht werden – die Wirtschaftslokomotive fährt dann westlich des Rheins, östlich herrscht eher Flaute und Selbstgefälligkeit.
Der gut genährte ‚Deutsche Michel‘ macht alle Anstalten, dass zu tun, wofür er in den vergangenen Jahrzehnten bekannt war: die Beschäftigung mit sich selbst. Ob das auf Dauer gut gehen kann, wenn die Zinsen wieder positiv werden, Rohstoffpreise steigen und der Euro fällt, bleibt abzuwarten. Die Inflation könnte schneller und stärker wieder auf der Agenda stehen, als so manchem Schatzmeister hoch verschuldeter Euroländer lieb ist.
Zumindest können die Engländer dann wieder ihrem besonderen Hobby nachgehen:
„German bashing.“